15.07.2012

Der ausgebrannte Nikolaus | Telepolis

Nach der klassischen antiken Literatur bedeutet Ausgebranntsein, dass die Seele nicht die ihr gebührende Nahrung erhalten hat, die sie für ihren inneren Verbrennungsprozess braucht, durch den sich das Lebewesen seine Nahrung aneignet bzw. die Pferde vor dem Gespann der Seele hier Kraft für ihre Pferdestärke bekommen: Dieses Gespann läuft laut Platon (Phaidros 246 a ff.) dem Ausritt der Götter über die Himmelskugel hinterher und kann dabei so weit nach oben kommen, dass der Wagenlenker an einem überhimmlischen Ort des wahren, unkörperlichen Seienden seine Seelenpferde auf "die dem Edelsten der Seele angemessene Weide" (248b) führen kann - was für deren Befiederung gut ist. Schlecht im Futter stehende Seelenpferde dagegen ziehen das Gespann nach unten; vor allem das dunklere Ross der beiden "beugt sich zum Boden hinunter und drückt mit seiner ganzen Schwere, woraus viel Beschwerde und der äußerste Kampf der Seele entsteht" (247b)....
Das Bild des inneren Feuers zieht sich durch die Philosophie[1]: Aristoteles schreibt in "De anima" von diesem ernährenden Feuer, von dem zuviel oder zuwenig jeweils den Tod des Lebewesens zur Folge hat (De an. II 11). Zuwenig an Brennstoff würde heute wohl als "Bore-out" bezeichnet werden, der Burn-Out hingegen wäre nach Aristoteles dann ein peinlicher Rückfall hinter bestimmte Entwicklungsstufen aus dem Bereich des geistlosen Pflanzen- und Tierreichs.

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